19. Dezember 2025

    Genetischer Fingerabdruck hilft bei der Lungenkrebs-Therapie

    #DZL

    Bei manchen Lungenkrebspatient:innen wachsen mehrere Tumore gleichzeitig. Für Ärzt:innen ist entscheidend: Handelt es sich um separate Tumore, die unabhängig entstanden sind oder um Metastasen – also Tumoren, die aus einem einzigen ursprünglichen Tumor abgesiedelt haben? Diese Unterscheidung beeinflusst direkt, wie die Krankheit eingestuft und welche Therapie gewählt wird. Ein Online-Tool verbessert die Diagnosesicherheit bei Lungenkrebs mit mehreren Tumorherden.

    Forschende am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) in Heidelberg haben gezeigt, dass sich diese Frage zuverlässig beantworten lässt – sogar mit kleinen Gewebeproben. Denn unter Routinebedingungen in Krankenhäusern sind meist nur kleine Gewebemengen und kleinere Sequenzierpanels verfügbar. Klassische histologische Methoden stoßen da häufig an ihre Grenzen.

    Das Team aus Heidelberg analysierte Biopsien – kleine Gewebeproben aus den Tumoren – und extrahierte die DNA, also den genetischen Fingerabdruck jedes Tumors. Durch den Vergleich der genetischen Profile lässt sich erkennen, welche Tumore genetisch miteinander verwandt sind und welche unabhängig voneinander entstanden sind.

    „Die präzise Unterscheidung, ob mehrere Lungentumoren miteinander verwandt oder unabhängig entstanden sind, ist entscheidend für die Therapieplanung. Diese Frage wird im klinisch-diagnostischen Alltag oft an uns gestellt“, sagt Dr. Michael Allgäuer, Erstautor der Studie. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass selbst mit den begrenzten Panels, die in vielen Krankenhäusern heute verfügbar sind, verlässliche Antworten möglich sind – insbesondere mit Unterstützung unseres frei zugänglichen bioinformatischen Tools“ ergänzt Dr. Martina Kirchner, die die umfangreichen genetischen Daten reanalysiert hatte.

    Die Wissenschaftler:innen kombinierten die empfohlene Methode der International Association for the Study of Lung Cancer (IASLC) mit einem neuen Computer-Tool, das die DNA-Daten auswertet. In der Studie mit 240 Tumorproben von 120 Patientinnen und Patienten zeigten sich sehr verlässliche Ergebnisse: nur 2 % der Fälle blieben unklar. Besonders wichtig: Patientinnen und Patienten mit unabhängig entstandenen Tumoren lebten deutlich länger als jene mit Metastasen. Das unterstreicht die Bedeutung einer genauen Diagnose.

    Um Kliniken weltweit zu unterstützen, ist der Clonality Checker frei zugänglich. Damit können Tumore zuverlässig analysiert und die Therapie besser geplant werden – auch in Einrichtungen mit begrenzten Testmöglichkeiten. Mit dem Tool können Ärzt:innen schneller und sicherer entscheiden, welche Behandlung Betroffene brauchen.

    Quelle: DZL

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    Bild: KI-generiert mit canva.com