28. April 2023

Epstein-Barr-Virus: Erste Details zu möglichem Impfstoff vorgestellt

Schätzungsweise 90 Prozent der Weltbevölkerung sind mit EBV infiziert #DZIF

Eine ganze Reihe von Krankheiten kann durch das Epstein-Barr-Virus – kurz: EBV - verursacht werden: verschiedene Krebsarten gehören dazu, Immunerkrankungen, Multiple Sklerose oder infektiöse Mononucleose, besser bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber, das ein Risikofaktor für Multiple Sklerose ist. Das Start-up EBViously stellte im April auf dem World Vaccine Congress 2023 in den USA seinen EBV-Impfstoffkandidaten vor. Das Unternehmen ist eine Ausgründung des Helmholtz Zentrums München. Das zur Ausgründung führende Projekt wurde vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) mitfinanziert. 2024 soll die klinische Prüfung des Impfstoffkandidaten starten.

Das Epstein-Barr-Virus ist eines der neun bekannten Herpesviren und eines der am häufigsten beim Menschen vorkommenden Viren. Man schätzt, dass etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung mit EBV infiziert sind. Infektionen treten typischerweise in der frühen Kindheit auf und verlaufen in der Regel asymptomatisch. Wenn die Infektion jedoch später im Leben auftritt, führt sie häufig zu infektiöser Mononukleose ("Pfeiffersches Drüsenfieber") und anderen schweren Komplikationen. Das Virus wird auch mit bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht – etwa 200.000 Krebsfälle weltweit werden auf EBV zurückgeführt. Außerdem ist eine EBV-Infektion der bei weitem wichtigste Risikofaktor für Multiple Sklerose.

In Washington, DC gab EBViously erste Details zu seinem Impfstoffkandidaten mit der Bezeichnung EBV-001 bekannt. Mit dem Impfstoff könnte zukünftig Epstein-Barr-Virus (EBV)-induzierten Krankheiten vorgebeugt werden.

Der Impfstoff basiert auf nicht-infektiösen, vom EBV abgeleiteten virusähnlichen Partikeln (VLPs), der den ursprünglichen viralen Erreger und seine Komplexität nachahmt. VLPs ähneln den eigentlichen Viruspartikeln, enthalten aber kein virales genetisches Material. Mit der authentischen Struktur des Virus signalisieren diese leeren Hüllen dem Immunsystem eine EBV-Infektion und lösen eine hochspezifische Immunantwort sowohl des humoralen als auch des zellulären Teils des Immunsystems aus.

"Auf der Grundlage unserer sehr positiven präklinischen Proof-of-Concept-Daten zur Immunogenität des Impfstoffs sind wir zuversichtlich, dass EBV-001 die Entwicklung von infektiöser Mononukleose und dem häufig damit verbundenen chronischen Müdigkeitssyndrom wirksam verhindern kann", sagt Dr. Axel Polack, designierter Geschäftsführer von EBViously. "Ein GMP-Prozess wurde von einem kommerziellen Auftragsproduzenten (Contract Manufacturing Organisation, CMO) etabliert und unser Ziel ist es, im Jahr 2024 mit klinischen Studien zu beginnen."

"Als primäre Indikation zielen wir auf die Prävention von infektiöser Mononukleose, auch bekannt als Kusskrankheit oder Pfeiffersches Drüsenfieber, und postinfektiöser Müdigkeit/chronischer Müdigkeit (ME/CFS), einer häufigen, Long-COVID-ähnlichen Erkrankung nach infektiöser Mononukleose", sagt Prof. Wolfgang Hammerschmidt, designierter Wissenschaftlicher Geschäftsführer von EBViously. "Weitere mögliche Indikationen sind die Prävention von lymphoproliferativen Erkrankungen nach Transplantationen (post-transplant lymphoproliferative disease, PTLD) und EBV-assoziierten Krebserkrankungen. Da infektiöse Mononukleose ein bekannter Risikofaktor für Multiple Sklerose ist, besteht die große Hoffnung, dass unser Impfstoff auch die Inzidenz dieser chronischen neurodegenerativen Autoimmunerkrankung reduzieren kann."

 

Quelle: DZIF

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